Eskinder Nega, ein äthiopischer Verleger, Journalist und Blogger, der auf der Grundlage der Antiterrorgesetzgebung eine Gefängnisstrafe von 18 Jahren absitzt, wurde mit dem Golden Pen of Freedom 2014 ausgezeichnet, dem jährlich vom Weltverband der Zeitungen und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA) verliehenen Preis für Pressefreiheit.
E. Nega wurde am 14. September 2011 verhaftet, nachdem er in einem veröffentlichten Artikel seine Regierung kritisiert hatte, die Anti-Terrorismus-Proklamation von 2009 zu verwenden, um Kritiker, darunter den äthiopischen Schauspieler und Aktivisten Debebe Eshetu, ins Gefängnis und zum Schweigen zu bringen. Er wurde am 23. Januar 2012 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation verurteilt.
Mit der Preisvergabe sandte der Vorstand von WAN-IFRA eine klare Botschaft an die äthiopische Regierung: Ein Missbrauch der Antiterrorgesetzgebung zur Inhaftierung von Journalisten und Regierungskritikern ist ungerechtfertigt und verstößt gegen internationale Protokolle, darunter die „Wiener Erklärung über Terror, Medien und Gesetze".
„Diese Auszeichnung würdigt den Mut von Eskinder Nega, trotz der Risiken seine Meinung zu äußern, was ihn aufgrund der drakonischen und überaus weit gefassten Antiterrorgesetze seines Landes ins Gefängnis brachte", erklärte der Präsident von WAN-IFRA, Tomas Brunegård, im Namen des Vorstands.
„Wir fordern die äthiopische Regierung auf, Eskinder Nega und alle Journalisten freizulassen, die nach den Bestimmungen gegen staatsgefährdende Aktivitäten verurteilt wurden, darunter Solomon Kebede, Wubset Taye, Reyot Alemu und Yusuf Getachew", sagte T. Brunegård, der Äthiopien vor kurzem im Rahmen einer internationalen Mission besuchte, die feststellte, dass Verleger und Journalisten dieses Landes in einem Klima der Angst Journalismus betrieben.
Der Golden Pen of Freedom (deutsch: Goldener Feder der Freiheit) ist ein Preis, der jährlich von WAN-IFRA vergeben wird, um herausragende Aktivitäten zu würdigen, die eine Persönlichkeit, eine Gruppe oder eine Institution durch Schriften oder Taten für die Pressefreiheit unternimmt.
Präsentiert wird die Auszeichnung am 9. Juni bei den Eröffnungsfeiern des Weltkongresses der Zeitungen, des World Editors Forums und des World Advertising Forums, den Gipfeltreffen der Weltpresse, die in Turin, Italien, stattfinden.
In einem in der New York Times veröffentlichten Meinungsartikel sagte E. Nega zu seiner Haftstrafe: „Ich habe nie ein Komplott zum Sturz der Regierung geschmiedet; ich habe lediglich über den Arabischen Frühling berichtet und darauf hingewiesen, dass etwas Ähnliches in Äthiopien geschehen könnte, wenn das autoritäre Regime keine Reformen durchführt (...). Ich wagte es auch, die abstruse Behauptung der Regierung, die im Gefängnis sitzenden Journalisten seien Terroristen, in Frage zu stellen."
WAN-IFRA brachte ihren Widerspruch gegen Äthiopiens Missbrauch der Antiterrorgesetzgebung in einem Schreiben an den inzwischen verstorbenen Premierminister H.E. Meles Zenawi im Jahr 2012 lautstark mit der Aufforderung zur sofortigen Freilassung von E. Nega zum Ausdruck und verlangte vor kurzem bei einer internationalen Pressefreiheitsmission nach Äthiopien, die zusammen mit dem Internationalen Presseinstitut IPI durchgeführt wurde, die Freilassung von E. Nega und vier weiteren inhaftierten Journalisten.
E. Nega eröffnete seine erste Zeitung, Ethiopis, im Jahr 1993, die wegen ihrer kritischen Berichterstattung bald darauf wieder von den Behörden eingestellt wurde. Daraufhin leitete er gemeinsam mit seiner Frau Serkalem Fasil das Serkalem Publishing House und trug die Verantwortung für Zeitungen wie Asqual, Satenaw und Menelik, die in Äthiopien zurzeit alle verboten sind. Auch seine Journalistenlizenz wurde ihm im Jahr 2005 entzogen, doch er publizierte weiter – trotz des Verbots.
E. Nega ist es nicht fremd, wegen seiner Schriften inhaftiert zu werden. Unter Premierminister Meles Zenawi war er mindestens siebenmal in Haft. Dazu zählte auch eine gemeinsam mit seiner Frau verbüßte Gefängnisstrafe von 17 Monaten, weil beide wegen ihrer kritischen Berichterstattung über die gewaltsame Reaktion der Regierung von Meles auf die friedlichen Proteste infolge der umstrittenen Wahlen von 2005 des Verrats angeklagt worden waren.