Dreidimensionale Kohlenstoffstrukturen, die Batterien leichter und leistungsfähiger werden lassen – Hochleistungskeramik, die aus dem Drucker kommt – duroplastische Kunststoffe aus Algen: Das sind Visionen, die schon bald Wirklichkeit werden könnten. Denn die Entwicklung neuer Materialien schreitet rasant voran, wie die HANNOVER MESSE 13. bis 17. April 2015 zeigt. Vor allem im Rahmen die Industrial Supply, der internationalen Leitmesse für industrielle Zulieferlösungen und Leichtbau, stellen Unternehmen und Institute aus aller Welt ihre Innovationen vor. „Halle 6 ist 2015 das Zentrum für innovative Werkstoffe, Prozesse und Anwendungen", sagt Marc Siemering, Geschäftsbereichsleiter HANNOVER MESSE bei der Deutschen Messe AG. „Das zeigt die Bandbreite der Aussteller. Sie reicht von Forschungsinstituten über mittelständische Hightech-Unternehmen bis hin zu großen Global Playern wie BASF und ContiTech."
Antriebe für Innovation
Leichtbau bleibt weiterhin ein Motor der Werkstoffentwicklung. Doch es gibt weitere Gründe für Unternehmen, neuartige Materialien zu entwickeln, wie auf der Industrial Supply zu erfahren ist: Aussteller wollen Produktionstakte verkürzen, Fertigungsabläufe flexibler gestalten, Kosten senken. „Material- und Prozessinnovation treiben sich erkennbar gegenseitig voran", betont Siemering. Das wird auch bei der Entwicklung multifunktionaler Verbundwerkstoffe deutlich, die Produkte mit bisher unbekannten, oft überraschenden Eigenschaften ermöglichen: So können die Alu-Sandwich-Platten von Metawell je nach Füllung zur akustischen Dämmung, als Wärmespeicher oder für die Bodenheizung verwendet werden. Die duroplastischen Schichtpressstoffe, die von der Erhard Hippe KG für Luftfahrt und Bahnverkehr entwickelt werden, vereinen Gewichtsreduktion und Brandschutz. Weniger Gewicht und mehr Leistung wiederum erzielt das Unternehmen Mitras Composites Systems, das hoch beanspruchte Strukturbauteile durch einen Stahl-Kunststoff-Verbund ersetzt. Und schließlich die organisch beschichteten Feinbleche von Salzgitter Flachstahl: Sie ermöglichen die Weiterverarbeitung des farbigen Materials ohne aufwändige nachträgliche Lackierung.
Themenpark Technische Keramik (Halle 6)
Einen Schwerpunkt in Halle 6 bildet die industrielle Hochleistungskeramik, die sich durch ihre überragenden Eigenschaften viele anspruchsvolle Anwendungsbereiche erobert hat. So erstreckt sich die Produktpalette des Themenparks von Hochspannungssteckern und Wälzlagern über Hochtemperatur-Heizelemente bis hin zu transparenter Keramik und Implantaten. Ein weiteres Anwendungsfeld sind keramische Kameragehäuse von FCT Ingenieurkeramik für hochauflösende Aufnahmen, die sehr hohen Temperaturschwankungen standhalten. Doch auch die Möglichkeiten zur Optimierung der Entwicklungszeiten werden präsentiert: so bei der Schaffung maßgeschneiderter Keramik-Metall-Verbund-Lösungen. Damit schlägt der Gemeinschaftsstand des Verbandes der Keramischen Industrie (VKI) die Brücke zwischen Herstellern, Anwendern und Forschungseinrichtungen. Weitere Einzelpräsentationen ergänzen den Themenpark, dessen „Test-Point" die Besucher einlädt, spielerisch mehr über die erstaunlichen Eigenschaften von Hochleistungskeramik zu erfahren.
Solutions Area Leichtbau (Halle 6, Stand E52)
Die vielen Möglichkeiten, die Leichtbau für die Reduzierung von Energie- und Materialbedarf eröffnet, präsentiert die Solutions Area. Einen Schwerpunkt bildet in diesem Jahr die Automatisierung – in Anknüpfung an das Messe-Top-Thema vernetzte Industrie. Zugleich wagen die Aussteller den Blick in die nahe Zukunft: Wissenschaftler und Ingenieure stellen aktuelle Studien und Projekte vor, um mit industriellen Anwendern ins Gespräch zu kommen.
Besondere Anziehungspunkte sind die Live-Demonstrationen: So stellt das Institut für Werkstoffkunde der Leibniz Universität Hannover eine Prozesskette von der Konstruktion bis zum fertigen Radträger vor, das Faserinstitut Bremen einen 3-D-Drucker mit Verbundwerkstoff (täglich 11 Uhr, 13.30 Uhr, 15 Uhr, 16.30 Uhr) und das Ingolstädter Institut für Technik und Design (ITD) das Structural Health Monitoring am Beispiel eines Pkw (täglich 10.30 Uhr, 12 Uhr, 14 Uhr, 15.30 Uhr, 17 Uhr).
Werkstoff-Forum (Halle 6, Stand D52)
Intelligente Leichtbau-Lösungen für die Praxis bilden auch den Schwerpunkt des 15. Werkstoff-Forums, organisiert von der Deutschen Messe und dem Institut für Werkstoffkunde der Leibniz Universität Hannover. Experten aus Industrie und Wissenschaft stellen der Fachöffentlichkeit neuartige Werkstoffe, ihre Konstruktionsmerkmale und -techniken vor. Das Forum bietet täglich Vorträge: Der Montag, 13. April, dreht sich um Leichtmetalle und Leichtbaustrukturen. Am Dienstag, 14. April, befassen sich die Referenten mit Hochleistungs-Stahlwerkstoffen und Keramiken. Am Mittwoch, 15. April, sind Faserverbundwerkstoffe und polymere Werkstoffe das Thema. Der Donnerstag, 16. April, steht im Zeichen der Materialien der Zukunft sowie der Möglichkeiten des Multi-Material-Designs. Der Freitag, 17. April, ist den Füge- und Trenntechniken gewidmet.
Sonderschau Global Material Innovations (Halle 6, Stand E52)
Rund 70 Prozent aller Innovationen weltweit gehen auf Weiterentwicklungen im Werkstoffbereich zurück. Eine Rolle spielt dabei die wachsende Einsicht in die mittel- und langfristig notwendige Abkehr von petrochemischen Erzeugnissen. Schon heute entstehen als Vorläufer einer künftigen „Bioökonomie" mehr und mehr biobasierte Materialien und Produkte. Sie werden auf der Sonderschau vorgestellt, die von der Deutschen Messe in Zusammenarbeit mit der Berliner Technologieagentur Haute Innovation initiiert wird. So werden die Besucher antibakterielle Kunststoffe aus Milchproteinen sehen, Handyschalen aus Papierpulpespritzguss und algenbasierten Duroplast, um nur einige der Hightech-Exponate zu nennen.
Get-together Composites meet Automation (Halle 14, Stand L17)
Das Gesprächsforum ist die erste Adresse für alle, die mit der Automatisierung im Composites-Leichtbau befasst sind. Hier treffen Ingenieure, Wissenschaftler und Praktiker aufeinander, um die Perspektiven der Composites-Fertigung zu diskutieren.
Die Veranstaltung findet am Donnerstag, den 16. April auf dem Forum Industrial Automation statt. Die zugehörige Podiumsdiskussion befasst sich mit dem Thema „Integrative Produktionstechnik – Chance für die deutsche Composites-Industrie!?". Sie wird moderiert von Dr. Elmar Witten, Geschäftsführer der AVK – Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe. Diskussionsteilnehmer sind
Michael Biesek, Mitglied der Geschäftsführung der IBG Automation, Prof. Dr.-Ing. Jan Knippers, Leiter des Instituts für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen der Universität Stuttgart, Christian Obermann, Geschäftsführer von Bond-Laminates, und Joachim Piepenbrock, Head of Innovation Field Production Systems von CTC.
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